Kochtopf und Kunst Teil 2 Maria Lassnig
Kunstfreunden wird sie längst ein Begriff sein, den anderen Kunstinteressierten stellen wir sie im heutigen Beitrag vor:
Maria Lassnig (1919-2014) war eine der bedeutendsten Künstlerinnen Österreichs des 20. Jahrhunderts. In ihren Werken setzte sie sich das Ziel, die Wahrnehmung ihres eigenen Körpers ins Bild zu übertragen. In den 1960er Jahren begann Lassnig mit Selbstporträts, die sie „Körperbewusstseinsbilder“ nannte. Nach vielen Jahren in den Vereinigten Staaten von Amerika ging sie 1980 als Professorin an die Hochschule für angewandte Kunst in Wien, die erste Frau in dieser Position im deutschsprachigen Raum. Ihr Werk wurde mehrmals international gewürdigt u.a. mit dem österreichischen Staatspreis und dem Goldenen Löwen der Biennale für ihr Lebenswerk.
Maria Lassnig versuchte während des Malens, sich nicht von äußeren Einflüssen ablenken zu lassen. Die Konzentration sollte während der Arbeit nach innen gehen. Dabei half das Schließen der Augen, kein Blick auf die Leinwand, oft legte sich die Künstlerin beim Malen auf den Boden.
Erste Impulse für ihre Kunst bekam Lassnig in Paris, wo sie ab 1961 lebte. Erst später, durch ihre Zeit in Amerika, fand sie zum Realismus. Wieder zurück in Europa, begann sie, die Rolle der Frau in verschiedenen Bildern darzustellen. Lassnig malte eine ganze Serie aus der Küche, darunter entstand 1995 das „Selbstporträt mit Kochtopf“. Die Malerin ist mit einem umgestülpten Kochtopf auf dem Kopf zu sehen. Es hat den Anschein, als ob der Kochtopf den Schädel ersetzt. Die sich selbst malende Künstlerin verschmilzt regelrecht mit dem Küchenutensil. Die Augen sind durch den herausquellenden Inhalt des Topfes verhüllt. Sie sind in diesem Moment nicht wichtig, der Blick geht ja bei Lassnig nicht nach außen, sondern nach innen. Die Rolle der Frau – wo steht die Frau am Ende des 20. Jahrhunderts? Immer noch ein Schritt hinter dem Mann, die Küche als Hauptbetätigungsfeld? Lassnig betrachtet sich selbst in dieser Welt, einer Welt, die immer technologischer und kriegerischer wird. Der Blick auf die Frau in der Küche ändert sich, dieses Verständnis ist längst überholt. Maria Lassnigs Lebensweg mit ihrer Professur in Wien ist dafür die beste Bestätigung.
Auch dieses Bild wurde vom Weltgeschehen beeinflusst, Anfang der 1990er Jahre ging gerade der erste Golfkrieg zu Ende, in Europa begann der Bosnienkrieg. Die Serie, zu dem das Werk gehört, gab Lassnig daher den Namen „Küchen-Krieg“. So wirkt der Kochtopf im Bild wie ein Militärhelm, der Gesichtsausdruck der Malerin spiegelt die tragende Last. Zeitgleich besitzt das Bild durch die fein komponierten, leuchtenden Farben große Kraft. Maria Lassnig wollte das malen, was sie spürte.
Das Originalbild „Selbstporträt mit Kochtopf“ kann aus lizenzrechtlichen Gründen hier nicht veröffentlicht werden. Es ist aber im Museum Folkwang in Essen ausgestellt. Dort werden nicht nur Führungen zu Maria Lassnig angeboten, sondern empfehlenswerte Themenführungsreihen zu den Körperbewusstseins-Bildern.