Kurzgeschichten rund um den Kochtopf (5), Sherlock Holmes
Sherlock Holmes und das Rätsel der verschwundenen Köchin
Sherlock Holmes saß in seinem Wohnzimmer und rauchte seine Pfeife, als es an der Tür klopfte. Er stand auf und öffnete einer eleganten Frau die Tür, die ihn flehend ansah. "Bitte helfen Sie mir, Mr. Holmes", sagte sie mit Tränen in den Augen. "Meine Köchin ist verschwunden und ich habe keine Ahnung, was passiert ist."
Holmes bat die Frau herein und forderte sie auf, ihm mehr über den Fall zu erzählen. Die feine Dame, deren Name Mary war, erklärte ihm schluchzend, dass ihre Köchin Emma seit einigen Tagen wie vom Erdboden verschluckt war. Zuletzt sei sie in der Küche des Herrenhauses gesehen worden, wo sie gerade Suppe in einem Kochtopf kochte. Seitdem hatte niemand mehr etwas von ihr gehört. Holmes wandte sich an seinen treuen Freund und Kollegen Dr. John Watson und bat ihn, ihm bei den Untersuchungen zu helfen. Watson stimmte sofort zu und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Herrenhaus. Außer dem letzten Aufenthaltsort der Köchin hatten die beiden keinen anderen Anhaltspunkt. Also untersuchten sie die Küche ganz genau und Holmes bemerkte sofort, dass der Kochtopf, an dem Emma gearbeitet hatte, noch mit Suppe gefüllt war. Niemand hatte davon gegessen. Der Detektiv nahm den Topf genauer unter die Lupe und entdeckte eine weiße Flüssigkeit, die am Außenrand des Kochtopfes herunter gelaufen war. Sie schien nicht von der Suppe zu stammen. Um welche geheimnisvolle Substanz handelte es sich? Holmes hielt es für möglich, dass eine Droge der Suppe beigemischt wurde. Hatte die Köchin selbst die Substanz untergerührt oder war eine zweite Person in der Küche gewesen?
Holmes und Watson befragten die anderen Angestellten des Hauses, aber keiner von ihnen hatte das Geschehen in der Küche beobachtet oder konnte ihnen etwas über Emmas Verschwinden sagen. Einige Angestellte berichteten nur von ungewöhnlichen Geräuschen aus der Küche, denen sie aber keine Beachtung geschenkt hatten. Sie hörten das Geräusch von schnellen Schritten, das Fallgeräusch eines harten Gegenstands und ein Schleifgeräusch auf dem Boden. Trotzdem war bislang die fremde Substanz im Kochtopf der einzige Beweis dafür, dass Emma nicht freiwillig gegangen war. Nur auf dieses einzelne Indiz konnte Holmes den Fall aufbauen. Er suchte in seinem Kopf nach einzelnen Puzzleteilen, die er zu einem großen Ganzen zusammenbauen konnte. Schließlich kam Holmes auf die Idee, die Drogensubstanz von einem Chemiker analysieren zu lassen und erfuhr, dass es sich um ein sehr starkes Betäubungsmittel handelte.
Holmes kombinierte diese Informationen mit den Angaben der anderen Angestellten über die Geräusche und kam zu dem einzig möglichen Schluss, dass Emma erst betäubt und dann entführt worden war. Die Geräusche sprachen dafür, dass zunächst ein Unbekannter in die Küche eindrang, in den Topf das Betäubungsmittel schüttete, sich gut versteckte und abwartete, bis Emma von der Suppe gekostet hatte und bewusstlos umfiel. Der Täter muss dann die hilflose Emma über den Boden nach draußen geschliffen haben. Holmes und Watson suchten nun nach einer weiteren Spur der Droge. Welche weitere Verbindung gab es dazu im Herrenhaus? Sie erfuhren schließlich, dass ein ehemaliger Angestellter des Hauses wegen Drogenmissbrauchs entlassen worden war. Der entscheidende Hinweis auf sein Drogenproblem kam von der Köchin, sie erzählte den Hausherren davon. Aus Rache wurde sie daraufhin entführt. Der ehemalige Angestellte Andrew hatte Emma in seiner Gewalt und hielt sie in einer abgelegenen Hütte gefangen.
Holmes verfolgte eindeutige Spuren, die der Entführer hinterlassen hatte, sie führten ihn direkt zur Hütte im Wald. Gemeinsam mit Watson und der Polizei wurde Emma befreit und Andrew festgenommen.
Mary war überglücklich, als sie erfuhr, dass ihre Köchin unversehrt war und dankte Holmes und Watson für ihre Hilfe. Holmes lehnte jede Belohnung ab und sagte nur: "Es ist unsere Pflicht als Detektive, die Wahrheit ans Licht zu bringen und Unschuldige zu retten."
Emma war zwar unverletzt, hatte aber ein schweres Trauma durch die Entführung erlitten. Holmes und Watson besuchten sie regelmäßig in dieser schweren Zeit und heiterten sie wieder auf.
Einige Wochen später war Emma wieder völlig gesund und kehrte zu ihrer Arbeit als Köchin zurück. Sie hatte ihren Job sehr vermisst und war glücklich, wieder in der Küche an ihren Kochtöpfen zu stehen. Mary war unglaublich dankbar für die Rettung ihrer Köchin und lud Holmes und Watson zu einem Abendessen in ihr Herrenhaus ein, um ihnen zu danken.
Die beiden Detektive nahmen die Einladung an und genossen ein köstliches Mahl, das von Emma zubereitet wurde. Sie unterhielten sich angeregt über den Fall und darüber, wie sie Emma gerettet hatten. Am Ende des Abends verabschiedeten sie sich von Mary und Emma und kehrten zurück in ihre Wohnung in die Baker Street.
Holmes und Watson hatten wieder einmal bewiesen, dass sie die besten Detektive Großbritanniens waren und dass sie alles tun würden, um einen Fall zu lösen. Sie wussten, dass immer wieder neue Herausforderungen auf sie warten würden und sie waren bereit für die nächste Person, die an ihre Tür klopfen würde, um sie mit einem neuen Fall zu beauftragen.