Märchen rund um den Kochtopf (5) Aladin und der Wundertopf
Aladin und der Wundertopf
Die orientalischen Märchen aus 1001 Nacht zählen zu einer uralten, arabischen Sammlung, die bereits um 900 n. Chr. entstand. Das Werk ist so aufgebaut, dass die schöne Scheherazade dem Kalifen von Bagdad 1001 Nacht lang märchenhafte Erzählungen vorträgt und den Regenten damit so beeindruckt, dass sie am Ende sein Herz gewinnen kann. Eine der Geschichten handelt von Aladin und der Wunderlampe. In unserer Geschichte gelangt Aladin statt der Lampe in den Besitz eines Topfes.
Es war einmal ein junger Mann namens Aladin, der in einer kleinen Stadt am Rande eines großen Königreichs lebte. Aladin war arm, hatte früh seine Eltern verloren und hauste in einer kleinen Hütte aus Holz. Er war aber glücklich und zufrieden mit seinem einfachen Leben.
Eines Tages, als Aladin auf dem Markt spazieren ging, sah er einen alten Mann, der einen seltsamen Kochtopf verkaufte. Der Topf hatte einen Deckel mit einem Griff und sah aus wie jeder andere Topf, den man in einer Küche finden würde. Aber der alte Mann flüsterte Aladin zu, dass dieser Topf ein besonderes Geheimnis barg: Wenn man darin rührte, würde ein mächtiger Dschinn erscheinen, der dem Besitzer des Topfes drei Wünsche erfüllen konnte.
Aladin war zunächst skeptisch, aber der alte Mann bot ihm den Topf zu einem fairen Preis an. Aladin beschloss, ihn mit seinem letzten Geld zu kaufen und ihn zu Hause auszuprobieren. Dort füllte er den Topf mit Wasser und begann zu rühren. Zu seiner Überraschung erschien ein mächtiger Dschinn, der ihm sagte, dass Aladin jetzt sein Meister sei und er ihm drei Wünsche erfüllen könne. Der alte Mann auf dem Markt hatte also die Wahrheit gesprochen!
Aladin war begeistert und beschloss, seine neue Macht zu nutzen, um Reichtum und Ruhm zu erlangen. Er bat den Dschinn um Geld und der Dschinn füllte den Topf mit Gold und Juwelen. Aladin kaufte sich von dem Gold prachtvolle Kleidung, die besten Speisen und hervorragende Weine. Er genoss einige Tage den Überfluss und war glücklich.
Nach einigen Tagen beschloss der Junge, seinen nächsten Wunsch zu äußern. Er bat um ein prächtiges Schloss und der Dschinn erfüllte auch diesen Wunsch sofort.
In kurzer Zeit wurde Aladin zu einem der reichsten Männer im Königreich und jeder kannte seinen Namen. Aber mit dem Reichtum kamen auch die Neider. Schnell sprach sich die Geschichte um den Wundertopf herum. Der böse Großwesir des Königreichs erfuhr von Aladins magischem Topf und beschloss, ihn in seinen Besitz zu bekommen. Der Großwesir plante, Aladdin zu betrügen, indem er den Kochtopf gegen eine Fälschung austauschte, um den Dschinn für sich selbst zu nutzen. Bei einem Besuch in Aladins Palast, lenkte der Großwesir Aladin ab und vertauschte in einem unbeobachteten Moment die Töpfe. Als Aladin am nächsten Tag bemerkte, dass der Dschinn nicht mehr auf seine Ansprache reagierte, erkannte er, dass er vom Großwesir betrogen worden sein musste.
Aladin entschloss sich, den Wundertopf wieder zurückzuerobern und den Großwesir zu überlisten.
Wenn er nur wüsste, wie er den Dschinn noch einmal rufen könnte, würde sein Vorhaben gelingen. Glücklicherweise hatte Aladin eine kluge Freundin namens Yasmin, die Tochter des Sultans. Sie konnte ihm helfen. Sie war dem Großwesir als Frau versprochen und hatte dadurch Zugang zu sämtlichen Räumen seiner Wohnung, auch zur Küche. Sie schlug vor, Aladin in die Küche des Großwesirs zu führen, er sollte dort alle Töpfe mit Wasser füllen und darin rühren, um den richtigen Topf mit dem Dschinn zu finden.
Aladin folgte ihrem Rat und rief auf diese Weise den Dschinn zurück. Der Topfgeist folgte Aladin sofort, denn für einen bösen Menschen wollte er ungern Wünsche erfüllen. Dank des Dschinns gelang es, den Großwesir als Betrüger zu entlarven.
Der Sultan, beeindruckt von Aladins Intelligenz und Tapferkeit, erkannte, dass er der richtige Mann war, um seine schöne Tochter zu heiraten und dass er sich im Großwesir getäuscht hatte. Er jagte den bösen Beamten vom Hof und gab seinen Segen für die beiden Liebenden. So wurde Aladin schließlich mit der schönen Tochter des Sultans verheiratet.
All seine Träume hatten sich erfüllt, trotzdem hatte Aladin noch einen letzten Wunsch vom Topfgeist übrig. Es sollte ein ganz besonderer und wohl überlegter Wunsch sein. Er rief den Dschinn im Topf und äußerte seinen dritten und letzten Wunsch: Er erbat sich für den Topfgeist die Freiheit, die er sich redlich verdient hatte. Der Dschinn war überrascht und sehr gerührt von Aladins Selbstlosigkeit. Er erfüllte die Bitte und Aladin konnte mit ansehen, wie sich der Geist aus dem Topf erhob und in voller Größe vor ihm stand. Er dankte seinem ehemaligen Herrn für seine Güte und erklärte, dass er ihn immer beschützen würde, wenn er in Schwierigkeiten geriet. Dann verschwand er in einer Wolke aus Rauch. Aladin war traurig, aber er wusste, dass der Dschinn seine Freiheit verdient hatte.
Fortan lebten Aladin und seine Frau Yasmin ein Leben als angesehene Mitglieder der Gesellschaft, sie waren zwar reich, blieben aber immer bescheiden. Aladin wusste, dass es nicht der Reichtum war, der ihn glücklich machte, sondern die wahren Freundschaften, die Familie und die Abenteuer, die er auf seinem Weg erlebte.
Er beschloss, den Wundertopf aufzubewahren und ihn niemals wieder zu benutzen, um sicherzustellen, dass niemand jemals wieder seine Macht missbrauchen würde.
Obwohl der Dschinn nicht mehr bei ihm war, wusste Aladin, dass er immer noch über ihn wachte und sofort kommen würde, wenn er ihn als Freund und Berater brauchte.
Eine Liste der Märchen aus 1001 Nacht finden Sie hier.
Vergleichen Sie auch das Originalmärchen von Aladin und die Wunderlampe.
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